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Technologie

Riesen mit Feingefühl

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Vor dem Serienstart von TraXon-Getrieben in Mobilkranen von Liebherr testeten Ingenieure von Liebherr und ZF gemeinsam entwickelte Funktionen des Antriebsstranges.
Michael Scheibe, 26. März 2018
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Michael Scheibe schreibt seit 2016 als Redakteur im Publishing-Team von ZF fürs Magazin sowie alle anderen Publikationen des Konzerns. Zudem fungiert er als Bindeglied zwischen externen Autoren und den ZF-Experten.
Es ist nicht allein die Lage der Baustelle, die es in sich hat, bereits die Anfahrt ist extrem anspruchsvoll. Steigungen von bis zu 20 Prozent und enge Kurvenradien führen in eine Höhe von 1700 Meter. Problemlos zu bewältigen für einen Personenwagen, jedoch eine Herausforderung für einen Mobilkran mit einer Länge von fast 22 Meter und einem Gesamtgewicht von 108 Tonnen. Sein Name: Liebherr LTM 1750-9.1. Dieser Riese mit insgesamt neun lenkbaren Achsen hat eine maximale Traglast von 750 Tonnen. Das fein abgestimmte Getriebesystem TraXon Torque von ZF sorgt dafür, dass die Leistung des 505-Kilowatt-Antriebsaggregats auf die Straße kommt. Auch ist es die Voraussetzung dafür, auf Baustellen millimetergenau zu rangieren.

Die Liebherr-Werk Ehingen GmbH ist Weltmarktführer bei Mobilkranen. Seit Ende 2017 stattet das baden-württembergische Unternehmen seine Mobilkrane serienmäßig mit Getrieben der TraXon-Serie aus. „Wir liefern unsere Krane in mehr als 100 Länder der Welt, und zwar in Länder, in denen es extrem heiß oder extrem kalt ist. Das müssen unsere Krane und alle Komponenten aushalten, natürlich auch das Getriebe“, sagt Wolfgang Beringer. Er ist Leiter Verkaufsförderung bei Liebherr.

Gemeinsam Spezialfunktionen entwickeln

Gemeinsam Spezialfunktionen entwickeln

Neben dem Klima stellen auch Baustellen in Extremlagen ganz besondere Anforderungen an das Getriebe. Um diese zuverlässig zu erfüllen, unterhält Liebherr eine eigene Teststrecke auf der schwäbischen Alb. Dort unterziehen Ingenieure des Kranspezialisten und von ZF alle mit einem TraXon-Getriebesystem ausgestatteten Mobilkrane unzähligen Tests. „Wir haben hier einen Geländeparcours mit anspruchsvollem Steigungs- und Gefälleprofil, was auch realen Einsatzsituationen eines Mobilkrans entspricht“, erklärt Martin Dony, Ingenieur in der Entwicklung und Konstruktion Kranfahrgestelle bei Liebherr.
„Eine intensive Zusammenarbeit ist die Grundlage dafür, dass wir die Fahrzeuge des Weltmarktführers mit einem optimalen Antriebsstrang ausstatten“, ergänzt ZF-Projektleiter und Key Account Manager Oliver Salzbrunn. Wie diese Zusammenarbeit aussieht, lässt sich an einem Beispiel aufzeigen. Gemeinsam entwickeln die Experten beider Unternehmen speziell für Mobilkrane zusätzliche Funktionen für das TraXon-Getriebe. Dazu zählen ein komfortables Fahrprogramm namens ECOmode, eine Kickdown-Funktion sowie eine Berganfahrhilfe.
ZF
Liebherr Mobilkrane mit TraXon im Härtetest

Langjährige Geschäftspartnerschaft

Langjährige Geschäftspartnerschaft

Liebherr und ZF kooperieren nun schon seit vier Jahrzehnten. Damals, im Jahr 1978 präsentierte Liebherr mit dem LTM 1025 den ersten All-Terrain-Mobilkran mit einem ZF-Lastschaltgetriebe. Eine Erfolgsgeschichte schrieb dann das AS-Tronic-Getriebe von ZF, das Liebherr 18 Jahre lang in seinen Mobilkrane verbaute. In Summe lieferte ZF vom Standort Friedrichshafen aus mehr als 14.000 Getriebe nach Ehingen. Ende des Jahres 2017 ist eine neue Ära angebrochen. Seitdem stattet Liebherr seine Mobilkrane mit drei bis fünf Achsen mit einem TraXon-Getriebe von ZF aus, Fahrzeuge mit sechs oder mehr Achsen erhalten das TraXon Torque. Beim TraXon Torque ist das Basisgetriebe mit einem Wandlerschaltkupplungsmodul kombiniert. Das ermöglicht selbst bei extrem hohen Eingangsdrehmomenten ein verschleißfreies Anfahren sowie ein sanftes und komfortables Rangieren. „Unsere Kunden bekommen jetzt ein Fahrzeug mit einem sehr gut abgestimmten Getriebe. Im Versuch legen wir großen Wert darauf, dass in allen Fahrsituationen die Abstimmung optimal ist, damit der Kran perfekt auf der Straße und im Gelände fahren kann“, zieht Martin Dony eine mehr als zufriedenstellende Bilanz der Erprobungsphase.

In Kürze: Beim TraXon-Getriebesystem mit seinen vielen Innovationen sowohl an der Getriebe-Hardware als auch an der Steuerungssoftware setzt ZF neue Standards. Der Getriebebaukasten von TraXon ermöglicht eine bislang unbekannte Funktionsvielfalt im Antriebsstrang. Beispiele sind die neue Kupplungsausrückung und die Schaltsteuerung, die robuster ausgelegt sind und damit noch zuverlässiger. Clevere Detaillösungen wie der neue Neigungssensor im Getriebe sorgen für die optimale Gangwahl in extremem Gelände.